Geschehen Clenze, d. 18. Oktober 1870

Zur Beratung und Beschlußfassung der hier anliegenden Vorlage betreff. die Bewilligung von Geldmitteln zur Errichtung einer Freiwilligen Feuerwehr im hiesigen Flecken aus der Gemeindekasse und die Benutzung einer der hiesigen Feuerspritzen zu demselben Zwecke waren auf heute sämtliche Stimmberechtigten unter Bekanntmachung des Zweckes geladen, und hatten sich die hierneben verzeichneten eingefunden. Nachdem die Anwesenden mit der Nützlichkeit der Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr bekannt gemacht, gaben dieselben zu Protokoll:

Die Nützlichkeit der Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr können wir nicht in Abrede stellen und wollen deshalb vorläufig zur Anschaffung der notwendigen Geräte 75 Reichstaler aus der Gesamtbürgerkasse bewilligen, und ermächtigen wir den Fleckenvorstand, falls kein Geld in der Kasse vorhanden, solches anzuleihen und nachher aus der Gemeindekasse wieder zurückzuzahlen. Sollte jedoch wider Erwarten die Feuerwehr sich auflösen, so sollen die vorhandenen Geräte der Fleckengemeinde wieder anheimfallen oder zu dessen (= des Fleckens) Nutzen wieder verwandt werden. Auch werde der Feuerwehr die kleine Feuerspritze zur Verfügung gestellt; sollte jedoch eine Veränderung bei der Feuerspritze vorgenommen werden, kann solches nur mit Bewilligung der Fleckensgemeinde geschehen; die erstmalige Reparatur übernimmt die Fleckensgemeinde, alle übrigen Reparaturen hat die Feuerwehr selbst zu tragen.

Vorgelesen und Genehmigt Busse.

chronik 1

 

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Clenze geschah also zu einer Zeit, als es schon seit längerem ein von der Bürgerschaft und Verwaltung der Fleckengemeinde getragenes Feuerlöschwesen gab. Offenbar wurde die neugegründete Mannschaft nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung der bisherigen Organisationsform betrachtet. Es fällt auf, daß man der Wehr nur eine der beiden vorhandenen Feuerspritzen anvertraute, noch dazu die kleinere. Es fällt ferner auf, daß am Gründungstage, dem 18. Oktober, nur sechs Männer ihren Beitritt erklärten, und zwar ausnahmslos Männer, die nicht der engeren Bürgerschaft, sondern dem Stand der Anbauer und Häusler angehörten. Auch die weiteren Mitglieder in den folgenden Jahren kamen überwiegend aus den Reihen der Anbauer. Offenbar wollte die engere Bürgerschaft zunächst noch am Bewährten festhalten und abwarten, wie sich das neue Pflänzchen entwickeln würde.Überhaupt scheint die Initiative aus den Kreisen der Neubürger gekommen zu sein. So wäre es zu erklären, daß bei der entscheidenen Sitzung die Deputierten der Anbauer zu drei Vierteln, die voll stimmberechtigten Bürger jedoch nicht einmal zur Hälfte erschienen waren. Einen interessanten Einblick in die soziale Struktur der Mannschaft in ihrem Anfangsstadium gewährt die Tabelle.

Kategorien: Historie